Montag,
♦ 04. Mai 2015 ♦
[lied des
tages: 'in dreams' von ben howard]
Hallöchen!
Letztens
habe ich festgestellt, dass ich ja nur noch knapp vier Monate in
Südafrika bleiben werde. Das hat mich ziemlich erschrocken, denn
irgendwie hatte ich im Kopf, dass das Jahr gerade erst angefangen
hat. Wie ich glaube ich schon einmal schrieb, verfliegt die Zeit hier
einerseits – und andererseits eben doch nicht. Die Zeit ist ein
ziemlich lustiges Phänomen. Aber das kennst du bestimmt.
Foto vom Ausflug in den Tierpark während des Seminars |
Es
mal wieder nichts Revolutionäres passiert, aber ich habe ein paar
schöne Bilder und kleine Erzählungen aus meinem Leben, die dich vielleicht interessieren. Beispielsweise habe ich letztens mit Pia,
Maddy, Laura, Caroline und Linde in einer wunderschönen Unterkunft
nahe Coffee Bay übernachtet. Dann habe ich auch endlich mal Fotos
vom Lagerfeuer am Strand geschossen, das wir ja hin und wieder
machen. Außerdem hat Transcape eine Spendensammel-Möglichkeit
gefunden, als über Ostern viele Backpacker Mdumbi stürmten, um dort
zu feiern. Wir machten einen richtig leckeren Brunch, von dem sich
Gäste wie von einem Buffet nehmen konnten und dann so viel dafür
bezahlen durften, wie sie wollten.
Lagerfeuer am Strand |
Obwohl
die Kälte kurzzeitig bei uns Einzug hielt, ist es tagsüber momentan
einfach nur sonnig, sonnig, sonnig. Die Nächte sind aber nicht mehr
lauwarm, sondern herbstlich kühl. Das macht mir aber ehrlich gesagt
nichts aus, weil ich Kälte auch mag. Ich kann es kaum erwarten,
wieder einmal eine Schneeballschlacht zu veranstalten. Leider waren
die letzten Jahre für mich nämlich schneelos.
Gestern
Nacht sind Maddy, Pia und ich zum Tshani-Point gegangen (einem
Ausblick) und weil der Mond so schön groß und rund und unverdeckt
war, wirkte er fast wie eine zweite Sonne. Ich schwöre, unsere
Schatten waren klar umrissen und wir brauchten nie auch nur einmal
eine Taschenlampe – und natürlich gibt es hier weder
Straßenlampen, noch Shoppingcenter, die das geballte Licht
absondern. Nur ein paar Kuhherden, die mitten auf der Schotterstraße
stehen. Vielleicht habe ich mondhelle Nächte vorher noch nie so
intensiv wahrgenommen, weil ich in einer Stadt aufgewachsen bin, über
der selbst die Sterne nur ganz selten halbwegs richtig zu sehen sind.
Ich war jedenfalls sehr überrascht ob der Helligkeit, als ich das
erste Mal hier eine mondhelle Nacht erlebte. Und gestern Nacht saßen
wir dann am Tshani-Point und beobachteten, wie das Mondlicht auf dem
Meer glitzerte und die Wellen sich schäumend an den Felsen der Küste
brachen – es war so wunderschön!
Mia <3 |
Das
hat mich an eine ebenfalls sehr mondhelle Nacht erinnert, in der Pia
und ich nach einem Strandlagerfeuer zu unseren Hütten zurückkehrten
(eigentlich wurden wir von einem netten Kerl gefahren :D), uns zwei
Stühle schnappten und uns mitten auf die Wiese setzten, um uns um
Mitternacht bei strahlendem Sonnen, äh, Mondschein zu unterhalten.
Haha. Das war wirklich erinnerungswürdig …
Genauso
wie Mia, eine kleine Babykatze, mit der ich einen Tag verbringen
durfte. Und zwar hatte ich die zwei Tage zuvor ein klägliches
Maunzen und Scharren aus dem Wellblechdach in der Küche der
Sparks-Familie gehört – und schließlich wurde mir gesagt, dass es
sich dabei um eine Babykatze handelte, die dort gefangen war. Ich
fragte Ongeziwe, wo die Mutter sich denn aufhalten würde, doch die
zuckte nur die Schulten und meinte „nicht hier“. Ich, ein
bisschen ziemlich sehr doll krass tierverliebt (you get the point?
;D) heuerte erst mal Tata Sparks an, damit er diese Beule im Welldach
öffnete (der Ort, wo sie gefangen war, ist richtig schwer zu
beschreiben) – aber es brauchte ein bisschen, nun ja, spezielle
Motivation, um ihn dazu zu bewegen. Ja. Haha. Geld regiert die Welt.
(Keine Sorge, waren „nur“ 10 Rand (ca 1 Euro), was für mich
nicht viel ist, aber schon ziemlich erklecklich (Gott, dieses Wort
habe ich bisher noch nie geschrieben) für die Familie.)
Bild von der Unterkunft nahe Coffee Bay |
Finally –
die Miniversion einer Katze war draußen und ich hielt sie vorsichtig
in meinen Händen. Sie hatte nicht einmal ihre Augen offen und auch
der Rest der ausgetrockneten Nabelschnur war noch am Bäuchlein zu
sehen. Sie war schwarz-weiß gefleckt – so ein Katzenmuster hatte
ich bei Vukani nie gesehen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich die Mutter
suchen sollte. Aber ich wusste, dass das Kleine unbedingt Wärme,
regelmäßige Fütterung und Pflege brauchte – tja, und da dachte
ich mir: „Herzlichen Glückwunsch, Jule. Du bist jetzt spontane
Katzenmutter. Viel Spaß.“
Ich
war ein bisschen zerrissen, da ich ja einerseits flauschige, süße
Wesen wie Mia liebe, aber andererseits auch ein geregeltes Leben habe
und dann auch noch herausfand, dass man Katzenbabys in diesem Alter
unbedingt alle zwei Stunden füttern muss (Schlafentzug, hurra!).
Aber ich konnte das Kleine natürlich niemals einfach seinem
Schicksal überlassen (obwohl mir einige mit bedeutungschwerem Blick
mitteilten, dass die Katze mir natürlich unter den Fingern
wegsterben könnte ...) . Also schleppte ich es mit zur Arbeit und
trug es überall mit mir in einem Tuch herum, damit es nicht frieren
musste (die können ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig
aufwärmen). Ich fütterte es mit einer Spritze in den Mund, was VIEL
Geduld und Liebe abverlangte. (Für die zukünftigen Katzenmütter
unter euch: angewärmte Kuhmilch mit Wasser tut's, auch wenn es nicht
ideal ist. Aber ich hatte ja leider keine andere Wahl hier.) Ich
bereitete sogar ein kleines Heim in einer Kiste für Mia vor. Ja, ja
…
Als ich dann aber nach Hause kam, sprach ich noch mal mit Ongeziwe, ob sie denn wirklich nicht wüsste, wer die Mutter wäre. Und sie zeigte auf eine hereinhuschende Katze, die orange-weiß ist und hier mit ihren anderen zwei schon viel größeren Jungen lebt! Hallo?! Da bereitet man sich auf Drama und tiefe Augenringe vor und am Ende war ein sprachliches Missverständnis der Grund. Und, ich meine, die Katze ist orange-weiß. Nicht schwarz-weiß. Kein bisschen.
Als ich dann aber nach Hause kam, sprach ich noch mal mit Ongeziwe, ob sie denn wirklich nicht wüsste, wer die Mutter wäre. Und sie zeigte auf eine hereinhuschende Katze, die orange-weiß ist und hier mit ihren anderen zwei schon viel größeren Jungen lebt! Hallo?! Da bereitet man sich auf Drama und tiefe Augenringe vor und am Ende war ein sprachliches Missverständnis der Grund. Und, ich meine, die Katze ist orange-weiß. Nicht schwarz-weiß. Kein bisschen.
Transcape Easter Brunch! Nom nom nom. |
Ich
legte das Kleine also vor die Schnauze der angeblichen Mutter. Diese
maunzte, schleckte es ab (was ja ein gutes Zeichen sein soll) und
trug es dann mit einem gezielten Biss in den Nacken von mir fort. Ich
war natürlich sehr erleichtert – neugewonnenes Familienglück!
Doch in den nächsten Wochen sah ich das Kleine nicht mehr mit der Mutter und hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Zum Glück ist es mir gerade erst gestern begegnet, als es die Welt mit tapsigen Pfoten erkundete. Hach! Mia ist gut genährt, was mich echt glücklich macht und sie ist sogar auf mich zugetaumelt, als ich sie leise begrüßte! Und dann hat sie noch an meiner Hand geschnuppert ... <3 Wow, das ist echt ungewöhnlich. Normalerweise sind die wilden Katzen hier menschenscheu - verständlicherweise. Ich bilde mir jetzt einfach mal ein, dass mich die liebe Mia wiedererkannt hat XD Und wehe, du nimmst mir die Illusion! :P
Ich
teile mir übrigens jetzt mit Pia die Zeiten in der Preschool, weil
es sinnlos ist, wenn wir zwei gleichzeitig in der Schule sind. Dafür
gibt es einfach nicht genug zu tun. Und dann schnappe ich mir nun
auch regelmäßig drei Kinder aus der jüngeren Altersklasse und
beschäftige sie eine Zeit lang in der Kirche hier, wenn die Älteren
Aufgaben lösen. Nebenbei schreibe/überarbeite ich wie immer und nun
kommen natürlich auch die Bewerbungsfristen für die Unis … Wenn
ich ehrlich sein soll, bin ich froh, wenn das hinter mir liegt, haha.
Ich will meine Zukunft endlich fest geplant haben, damit ich voller
Freude darauf zugehen kann.
Immer noch Transcape Easter Brunch ... |
Rate mal, wer diesen grandiosen Fruchtsalat gemacht hat ... |
Nach dem gemeinsamen Wochenende (von links nach rechts): Caroline, ich, Maddy, Laura, Pia, Linde |
♦Dein
Julchen♦