Montag, 8. Dezember 2014

Montag,

8. Dezember 2014

[lied des tages: 'atlas' von coldplay]


*Willkommensfähnchen schwenk* Welcome back zu einem neuen Blogeintrag!

Ich auf dem Hinweg auf der Ladefläche eines Transporters.
Sag nichts, ich weiß, ich sehe hinreißend aus. :D
Rate mal, wo ich letztens für vier Tage war? Na?
In Bulungula, einem kleinen Backpacker direkt am Meer! Und zwar sind wir dort zu fünft hingereist (zum Glück wurden wir gefahren, man kann nämlich auch in drei Tagen hinwandern … das mach ich dann auch mal … irgendwann … wenn mich die Muse und Lust packt :D).
Wir hatten echt eine schöne und lustige Zeit. Ich habe das Gefühl, wenn man hier an der Ostküste nicht für längere Zeit lebt, bemerkt man den Unterschied nicht, aber Bulungula sieht irgendwie total anders aus als Mdumbi. So … niedlich. Mit kleinen Vorgärten und viel, viel Wald. Es leben auch weniger Menschen dort, deswegen ist es wahrscheinlich noch so grün und das lässt die Gegend – wie Naomi, eine mitreisende Freundin passend ausdrückte – wie das Teletubbieland erscheinen. :D
Bulungula Lodge
Nach einer kleinen Erkundungstour durch das Dorf wollte ich am Rande eines Wegs auf die Gruppe warten, bis sie zurückkam, aber leider entstand ein Missverständnis und ich wartete vergebens. Als ich dann alleine zurückging, versprach ich mir selbst, nie wieder als weiße Frau einsam durch eine Gegend zu wandern, die einem gänzlich unbekannt ist. Es ist nichts passiert, aber gruselig war es schon, als ein junger Mann plötzlich aufdringlich wurde und nach meinem ablehnenden Verhalten woanders in einer Einbahnstraße auf mich wartete. Ich geriet wirklich ein wenig in Furcht und stieg einen wahnsinnig steilen Hügel in der prallen Sonne bis zur Spitze hoch, damit ich nicht den Weg nehmen musste, auf dem er mich sehr offensichtlich erwartete. Völlig außer Atem sah ich dann von oben, dass er sogar die Richtung meines Backpackers anschlug und ich ertappte mich bei dem erleichterten Gedanken, dass es ja dort wenigstens Toiletten gab, in denen ich mich einschließen konnte. Just in case.
Foto von der Wanderung
Beim Wandern des restlichen Weges kam dann noch ein Hund aggressiv bellend auf mich zugelaufen und ich sah in jedem Menschenhaufen potenzielle Gefahr. Vielleicht bin ich auch ein besonders paranoider Mensch, doch wie ich nachher von Sibongile erfahren sollte, einem netten Kollegen, der uns begleitete und Xhosa spricht, hatte er mit dem Typen gesprochen, der mir diese ganz spezielle Aufmerksamkeit während meines Nachhausewegs geschenkt hatte. Und die Locals im Backpacker erzählten Sibongile tatsächlich, dass der Kerl wohl vorher im Gefängnis saß, weil er einen Mann in Kapstadt erstochen hatte.
Unser hübscher, dennoch
unaufgeräumter Raum :D
Na, Glückwunsch. Da erwischt Jule gleich einen Mörder. Wenigstens hab ich wohl Glück im Unglück gehabt und richtig antun hätte er mir sowieso nichts, da mein Schrei die nächsten Menschen im Umkreis von hundert Metern wohl ziemlich aufgeschreckt hätte und er selbst ja im Dorf heimisch ist und bestimmt nichts Dummes anstellen will, um diese Position zu gefährden. Außerdem weiß man ja auch nie, wie viel Wahrheit im Gerede der Menschen letztendlich steckt.
Jedenfalls war ich dann sehr froh, wieder bei meinen Freunden zu sein und einen restlichen, schönen Urlaub zu verbringen. Direkt am Strand und mit dem ständigen Hintergrundgeräusch der Trommeln, die dort pausenlos gespielt wurden.
Pre-School in Bulungula
Wir besuchten auch eine andere Pre-School – und Himmel, ist die traumhaft! (Du kannst dir am Ende des Eintrags ein Video über sie ansehen. Die Sprache, die du im Video hörst, ist übrigens Xhosa. Es ist auch ein guter Einblick für dich in die Welt hier, denn es wir einiges von der Umgebung gezeigt). Ich fand den Besuch einfach nur wunderbar, vor allem als Inspiration für unsere Pre-School. Hach!
Als wir dann wieder abreisten, waren wir vollauf zufrieden und gut erholt. :] (Vor allem unser Essen hat uns gut geschmeckt – wir haben richtig geschlemmt. Das ist glaube ich unverzichtbar, wenn man eine tolle Zeit haben will, höhö :D).


Ein warmer Abend
Ich finde raus, wie Licht schmeckt :D
Zinthatu, ein sehr witziges Persönchen, und ich <3
Meine Fruchtansammlung nach einem Einkauf *____*
Ausblick aus unserem Raum in Bulungula
Ein regnerischer und nebeliger Sonnenuntergang ...
... der einem den Atem raubt.


*Abschiedsfähnchen schwenk* Bis zum nächsten Eintrag!
Dein Julchen

Sonntag, 23. November 2014

Sonntag,

23. November 2014

[lied des tages: 'allegretto, dritte symphonie' von johannes brahms]


Huhu, da bin ich wieder!

Hm, genau einen Monat habe ich mich jetzt nicht mehr gemeldet, allerdings ist auch nicht allzu viel passiert – und gleichzeitig doch eine Menge. Es ist eigentlich unmöglich, mein Leben hier zu hundert Prozent wiederzugeben, weil ich einerseits unzählige kleine Details jeden Tag wahrnehme und alles aufschreiben müsste, um nichts zu vergessen - weil aber auch andererseits viel Alltag herrscht. Und es wäre ja langweilig, wenn ich mich ständig wiederholen würde.

Pre-School Foto wird vorbereitet. 1, 2, 3 ...
Von ein paar kleinen Events kann ich euch trotzdem erzählen.
Habe ich zum Beispiel schon erwähnt, dass ich hier viel mehr mit Freunden mache als in Deutschland? Es bietet sich einfach die Gelegenheit an, denn man wohnt nur ein paar Minuten voneinander entfernt und kann deswegen einfach mal zum Kochen rüberkommen.
Letztens erst habe ich ein atemberaubendes Frühstück an einem geheimen Platz im Wald mit Meerblick gehabt und sogar Delfine und Wale gesehen. Ich habe mich im Moment der Ankunft verwünscht, weil ich meine Kamera nicht dabei hatte – dabei sah es so traumhaft aus! Schmetterlinge zogen Kreise durch die Luft, bunte Insekten flogen durch das Sonnenlicht und man hörte die Brandung von der Küste. Dabei noch Pfannekuchen mit Ananasstückchen und man ist im Himmel! Leider war das frischgebackene Brot von Laura nicht ganz durch, aber das tat dem Zauber keinen Abbruch. :D
... und Zunge rausstrecken!!!
An diesem Ort haben wir abends auch Hymens (einer der Gründer Transcapes) Geburtstag gefeiert. Wir haben hier viel solarbetriebenes Licht und dazu gehören auch kleine Behälter, auf deren Deckel winzige Solarplatten eingebaut sind, sodass das Licht in den Glasbehälter strahlt. Sieht fast magisch aus, wenn man sich reinsteigert. Beinahe so, als wären kleine Glühwürmchen darin. Diese Behälter hingen an dem Abend überall, außerdem waren noch Luftballons an den Ästen befestigt und ein Lagerfeuer brannte hell vor sich hin. Wir haben Musik gehört, geredet, gegessen und am Ende gab es sogar Kuchen (Kuchen!!!!!!) und Champagner (Champagner!!!!!!), der fröhlich herumgereicht wurde. Das war schon toll.
In dieser Woche haben wir auch Maddys Wiederkehr aus Istanbul gefeiert (sie war einen Monat im Urlaub) und einen Essensabend mit den Mädels hier in Vukani Backpackers gab es auch. Sie machten Fatcooks (Magwinya) und wir Pfannekuchen (ja, die esse ich hier viel! :P Don't judge me). Es war eine Art interkultureller Abend, könnte man sagen, und er war ziemlich genial.
Selfie-Versuch Nummer 1 ...
Diese drei Mädels haben sich auch einmal an meinen Haaren versucht – sie können sich schließlich selbst echt akrobatische Frisuren machen – aber nun ja, seht selbst. Es war wohl eher des Spaßes wegen. Ich hab's aber genossen, denn ich mag es total gerne, wenn man etwas mit meinen Haaren anstellt. Nicht aufgrund des Ergebnisses, sondern weil es einfach verdammt angenehm ist. :D
Wir haben uns auch gegenseitig Bilder gezeigt (ich habe ein paar Fotoabzüge dabei, sie können natürlich nur alles auf dem Handy speichern). Sie schauten sich die Fotos nicht nur an, sie berührten sie auch, nahmen jedes Einzelne in die Hände, lachten laut oder machten erstaunte Laute. Und sie redeten vor allem viel und schnell in ihrer Muttersprache. Es war super lustig und stellenweise etwas merkwürdig. Meine Welt unterscheidet sich einfach krass von ihrer. Ich kam mir schon ein bisschen seltsam vor, als ich bei Bildern von Familienurlauben erzählte, wo das war, während die drei nicht ein einziges Mal in ihrem Leben ihren Geburtsort verlassen hatten.
... und Selfie-Versuch Nummer 2. :D
(Von links nach rechts: Asipe, Khaniswa, ich und Ongesiwe)
Und wer hätte das gedacht, die Jule hat sich tatsächlich am Surfen probiert. Für den Anfang habe ich nur auf dem Surfbrett gelegen und mich von den Wellen mitreißen lassen, aber ich hoffe, dass ich wenigstens nach ein bisschen Übung drauf stehen kann! (Man darf ja träumen).
Dann gab es einen Teambuilding-Tag mit den Arbeitskollegen – organisiert von Pia – an dem wir alle sehr viel Spaß hatten. Es wurde gut gegessen, über Sorgen und Teamarbeit geredet. Zwischendurch lockerten lustige Spiele die Stimmung auf. Am Ende wurde uns die Hausaufgabe aufgetragen, für jeden Arbeitskollegen Komplimente in einen Umschlag mit dessen Namen zu stecken. Nach einer Woche durften wir die Umschläge öffnen und ich muss sagen: es war wunderbar, darüber zu lesen, was meine Kollegen hier an mir schätzen!
Imenathi, die Tochter von Ongesiwe <3
Übrigens war ich auch auf einer Beerdigung letzten Monat. Nein, keine Sorge, den Verstorbenen kannte ich nicht – aber es ist hier üblich, dass so viele Menschen wie möglich auf die Beerdigung gehen, um den Verstorbenen gebührend zu feiern. Die Nacht vor der Beerdigung wird pausenlos gesungen, bis in den Morgen hinein, deswegen wohl machten einige Besucher einen müden Eindruck, aber ich sah nicht einmal jemanden weinen. Im Gegensatz zu deutschen Beerdigungen sind die südafrikanischen Beerdigungen eine fröhliche Angelegenheit. Es wird gesungen, gebetet (aber lautstark!), geredet. Mir wurde empfohlen, einen Rock anzuziehen, weil das alle Frauen dort machen und ich muss sagen, dass ich noch nie eine so bunte Beerdigung – nein, ein so buntes Fest – erlebt habe. Niemand war in Schwarz gekleidet. Alle Farben waren vertreten, vor allem bei den Frauen.
Arbeitskollegen! :D Foto vom Teambuilding.
Laura, Pia, Naomi, Jay, ich, Andisiwe, Nokukhanya
Nachdem der Verstorbene ins Grab gelassen worden war, bildeten die jungen Frauen eine lange, lange, lange Schlange, in der das Essen weitergereicht wurde. Zuerst bekamen die Männer, dann die alten Menschen, dann die Frauen und schlussendlich die Kinder etwas zu essen. Die, die in der Schlange standen, natürlich zuletzt. :D
Ich hätte sehr gerne Fotos von diesem Erlebnis, aber andererseits wäre ich mir auch dreist vorgekommen, hätte ich Fotos geschossen. Außerdem will ich nicht, dass das ganze Dorf weiß, dass ich eine Kamera besitze und da ich diese sowieso mal wieder nicht dabei hatte, war die Sache damit erledigt. Ich hoffe aber, ich habe eindrücklich genug davon erzählt, sodass du jetzt eine ungefähre Vorstellung davon hast, wie es dort gewesen ist.

Alles Liebe aus einem immer heißeren Südafrika!

Dein Julchen

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Donnerstag,

23. Oktober 2014

[lied des tages: 'obliviate' von alexandre desplat]




Manchmal denke ich daran, was sich alles verändert haben wird, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkehre. Und dann ist mir eingefallen, dass eine Liste darüber sicherlich ganz lustig für dich wäre. Hier ist sie also, die ultimative Aufzählung der Veränderungen, die sich in mir wohl während dieses Jahres ereignen werden (oder es schon getan haben). Und sie wächst stetig, deswegen guckt sie euch ruhig irgendwann noch einmal an! Vielleicht habe ich dann inzwischen etwas hinzugefügt.

Ich werde …

einen völlig anderen Schlafrhythmus haben (um neun ins Bett und morgens um sechs aufstehen). 
das Thema „Wasserverbrauch“ mit ganz anderen Augen betrachten (anders waschen, anders duschen, anders wiederverwenden – wenn fließendes Wasser einmal nicht so selbstverständlich ist und der etwas weiter entfernte Brunnen die einzige Wasserquelle ist, wird man überraschend kreativ, was den Wasserverbrauch angeht). 
mich wieder an Asphalt, tierleere Straßen, eine riesige Auswahl an Produkten, Sterilität, Hektik, Missmut reicher Menschen, das enge, anonyme Stadtleben und die Dramagesellschaft gewöhnen müssen, die aus jedem umgefallenen-Sack-Reis-Event mindestens drei Todesopfer quetscht und bei der man bei mysteriösen Pickeln auf der Stirn umgehend den Arzt aufsuchen sollte, weil sonst Lebensgefahr droht. 
verwirrt aus dem Fenster starren, wenn es im Sommer um sechs Uhr abends einfach noch nicht dunkel werden will … 
viel mehr Kerzen benutzen! 
aus leeren Glasflaschen coole Gläser machen. 
wahrscheinlich aus Gewohnheit meine Taschenlampe überall hin mitnehmen, weil ich vergesse, dass doch sowieso alles beleuchtet ist und man nicht einmal 10 Minuten in absoluter Dunkelheit laufen muss – dafür aber auch keinen atemberaubenden Sternenhimmel sehen kann. 
immer auf Vorrat meine Geräte aufladen, falls einmal der Strom ausfallen sollte. 
bei ungefähr allen Aktivitäten singen, weil man hier nicht schräg angeguckt wird, wenn man mal auf der Straße ein Liedchen anstimmt. 
fließend Denglisch (nicht Englisch, Denglisch!) sprechen. 
exzellent mit Händen und Füßen kommunizieren können, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. 
erst einmal aus der Randwährung heraus- und wieder in die Eurowährung hineindenken müssen. 
Experte für Zweiwocheneinkäufe sein. 
viel mehr tanzen. 
zahlreiche Gerichte mit nur wenig Zutaten zubereiten können. 
vorbereitet für das WG-Leben sein. 
häufiger einfach mal eine kalte Dusche nehmen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. :D 
eine fast brüderliche Liebe zu Insekten aller Größe empfinden, schließlich begleiten sie einen ja doch bei allem. Sie leisten dir Gesellschaft, wenn du schläfst, wenn du kochst, wenn du durch die Welt spazierst … man wächst halt zusammen, nicht wahr? 
öfter ein Tuch um meinen Kopf wickeln (auch wenn ich dann hier als verheiratet gelte :D), denn erstens ist das total bequem und zweitens gibt es wunderschöne Tücher, mit denen man sich sein Oberstübchen schmücken kann. Kopftücher werden überhaupt total unterschätzt. 
vor allem diesen Ort und die Menschen hier sehr, sehr vermissen.

Übrigens ist das Wasser letztens für fast zwei Wochen von der Regierung abgestellt worden. Der Grund war nicht ganz klar, aber das ist er wohl fast nie. Die Menschen müssen sich eben sofort an die neue Situation anpassen und das Wasser – falls sie das nicht sowieso schon tun – aus den Brunnen holen und nach Hause schleppen. Für alles, was sie damit machen wollen. Kleidung, Geschirr, Gemüse und Hände waschen, trinken, duschen.
Für Pia und mich hieß es eben - nachdem der Regenwasservorrat im Tank aufgebraucht war - kein fließend Wasser mehr. Aber da wir in einer kleinen Selfcatering-Backpackereinrichtung wohnen, wurde uns der Luxus zuteil, dass wir nicht selbst das Wasser anschleppen mussten. Allerdings kamen Dinge wie Duschen und Wäsche machen natürlich in den zwei Wochen nicht infrage. (Zum Glück gibt es ja den Ozean um die Ecke und dann auch noch Mdumbi Backpackers, wo ich ja arbeite und nach einigen ungeduschten Tagen unter die Dusche hüpfen durfte).

Es ist inzwischen offiziell: Ich vermisse Essen manchmal mehr als Menschen. Hin und wieder überfallen mich regelrecht Essensphantasien von Pizza, warmen Brötchen mit Butter, Frozen Yoghurt, Kuchen, Schwarzbrot mit Frischkäse, Tomaten und Schnittlauch, Smoothies, Croissants, Falaffel – und mir fällt immer noch mehr ein. Ich denke, ich werde nach meiner Ankunft in Deutschland erst einmal ein Festessen veranstalten.
Es ist nicht so, als könnte man hier nicht lecker essen – aber ein paar Lebensmittel bekommt man natürlich partout nicht. Vielleicht in einer Großstadt wie Johannesburg oder Kapstadt – nur nicht in der ländlichen Gegend, in der ich lebe.

Ich hatte ja angekündigt, dir Fotos von meinem neuen Zuhause zu zeigen. Und hier sind sie:


Ein bisschen Meerblick habe ich noch. :D

Mir wurde jetzt schon häufig gesagt, dass man sich meinen Tagesablauf gar nicht so richtig vorstellen kann. Ich versuche ihn einfach mal grob zu skizzieren, damit eine ungefähre Vorstellung von ihm entsteht.
Wann ich morgens aufstehe, hängt immer davon ab, was ich vor der Preschool vorhabe. Wenn ich duschen möchte, klingelt mein Wecker um viertel nach sechs, wenn nicht, um viertel vor sieben und wenn ich jogge (was ich aktuell jeden Montag, Mittwoch und Freitag mit Bekannten und Arbeitskollegen hier mache), springe ich um fünf Uhr fünfundvierzig aus dem Bett – na ja, ich schäle mich wohl eher aus der Bettdecke. Mal schauen, wie lange ich das mitmache. ;D Bisher habe ich es ganz gut durchgehalten.
Um acht Uhr beginnt dann die Preschool, in der die Kinder (3-6 Jahre) eine warme Mahlzeit bekommen und in der ihnen lesen, schreiben, rechnen, fein- und grobmotorische Fähigkeiten spielerisch beigebracht werden. Sie sind sehr intelligent, wissbegierig, einfach goldig, laut und haben einen ziemlichen Bewegungsdrang. ^^ Aber das kennt man ja von Kindern aller Welt.
Bis ein Uhr bleiben Pia und ich durchschnittlich noch in der Schule und bereiten den nächsten Tag vor, in dem wir putzen, das dreckige Kochgeschirr für das Mittagessen abwaschen und die Aufgaben für den nächsten Tag bereitlegen. Manchmal bekommen wir (kleine und große) Aufträge von den Lehrern, die wir erledigen können – zum Beispiel bereite ich einmal pro Woche die Art and Craft Stunde vor. Manchmal erstelle ich auch Materialien für die Schule oder schreibe Briefe an die Eltern. Für nächste Woche sollen wir eine Box zu einem bestimmten Thema füllen, welche die Kinder dann eine Weile begleitet.
Nach der Preschool gehe ich meistens ins Office, in dem ich meine Geräte anschließen und aufladen kann und wo es Internet gibt. Wie stabil die beiden genannten Dinge sind, hängt aber vom Wetter ab – also wie windig oder regnerisch es ist.
Im Office arbeite ich dann an all den anderen Dingen, die ich mir so vornehme. Momentan sind das ein Funding-Projekt, bei dem ich mitmache (ich erstelle die Website dafür, schreibe Texte über alles, was dort erwähnt werden muss und hole Unterschriften ein zur Benutzung von Fotos), ich kümmere mich um mein eigenes Projekt, was jeden Dienstag stattfindet und von dem ich dir sicher bald erzählen werde, ich entwerfe wieder eine neue Art and Craft Stunde, aktualisiere meinen Blog, beantworte all meine E-Mails (und das sind zur Zeit echt viele) und erledige alle sonstigen Aufgaben, die (manchmal spontan) anfallen. Außerdem habe ich ja noch mein Hobby, das Schreiben, was leider momentan einfach zu kurz kommt, obwohl ich gerade erst eine unfassbar tolle Nachricht erhalten habe, die ich hier aber auch noch nicht preisgeben will. ;P Ich kann nur so viel sagen: Es fällt mir schwer, mich jetzt gerade nicht tagein, tagaus mit dem Schreiben beschäftigen zu können.
Jeden Montag gehe ich zu einem Meeting und nachmittags kann ich immer bei der After-School mithelfen (das letzte Mal kam ich dem spontanen Vorschlag nach, sie einfach ganz zu übernehmen *hust* xD). Man kann also nicht sagen, dass ich nicht genug Beschäftigungmöglichkeiten habe, vor allem, weil in letzter Zeit fast jedes Wochenende ein Geburtstag gefeiert wird oder ich mich mit anderen treffe, um etwas zu kochen. Manche Menschen, die ich kenne, wären sicherlich traurig, nicht mehr „feiern“ gehen zu können – auf ihre traditionelle Art. Denn da ich in keiner Stadt wohne, sondern tatsächlich am Arsch der Welt (der übrigens wunderschön ist, für alle, die es noch nicht wissen), gibt es so etwas wie ein Nachtleben kaum. Also, klar, ich könnte mal eben rüber in die einzige Kneipe weit und breit hier, die zwischen einem Plumpsklo und wiederkäuenden Kühen steht, wobei ich aufpassen müsste, nicht von Hunden angefallen zu werden, die manchmal sehr der Ansicht sind, unbedingt um jeden Preis ihr Territorium beschützen zu müssen. Aber ganz ehrlich? Ich bin viel lieber mit Menschen zusammen, die ich kenne und sitze nachts bis vier Uhr morgens am Strand, starre ins Lagerfeuer und höre dem Meer zu. Und es macht mir auch überhaupt nichts, abends nicht groß etwas machen zu können, weil man weder Strom noch Verkehrsmittel hat, sondern überall zu Fuß hingeht. Dann schlafe ich eben früh oder gehe nach Mdumbi, um mich ein bisschen zu unterhalten. Ich denke, man kann das nur verstehen, wenn man hier tatsächlich lebt. Es ist wie eine neue Atmosphäre, die, ehe man sich versieht, in einen übergeht und dort bleibt.

Ich hoffe, dein Bild von meinem Leben ist jetzt etwas klarer geworden. Zum Abschluss gibt es einfach noch ein paar Fotos von hier, damit das Bild auch gleich ein bisschen farbiger wird.

In dieser Nacht wurde in der Nähe ein Feld abgebrannt, 
da die Asche gut für das Wachstum sein soll.
Kerzenlichterabende
Mit benutzten Streichhölzern kann man eine Menge anfangen!
Der Himmel glüht während eines Sonnenuntergangs.
Abendstimmung an der Küste.



Die besten Grüße aus einem sonnigen Südafrika! Ich hoffe, es geht dir genauso gut wie mir.


Dein Julchen

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Mittwoch,

8. Oktober 2014

[lied des tages: 'sundrenched world' von joshua radin]


Nun bin ich schon über einen Monat hier in Südafrika und es fühlt sich auch genau an wie ein Monat. Ich höre von anderen Freiwilligen, dass es ihnen viel länger vorkommt, aber das kann ich nicht von mir behaupten. Irgendwie verfliegt die Zeit eher und ich wundere mich, wirklich nur noch 11 Monate Afrika vor mir zu haben.

Inzwischen ist wieder ein bisschen etwas geschehen, was dich vielleicht interessiert. Zum Beispiel hatte ich am 30. September Geburtstag und bin 19 Jahre alt geworden.
Der Tag startete damit, dass ich morgens sehr lieb von meiner Mitfreiwilligen Pia mit einem Frühstück, Luftballons, Kerzen, bemalten Steinen und Muscheln begrüßt wurde und dann zur Preschool ging, um dort wie immer mit den Kindern zu arbeiten. Allerdings wütete ein Sturm schon seit Tagen über uns und ließ die Tür zur Schule derart aufquellen, dass sie nicht mehr aufging - auch nicht mit der Kraft von Männern UND Frauen zusammen. Sogar ein Hammer konnte da nicht helfen. Diese Tür versperrte weiterhin stur den Weg zur Bildung. Allerdings war das auch nicht so schlimm, denn es kamen an diesem Tag aufgrund des Sturms sowieso keine Kinder, und so verbrachte ich die freie Zeit damit, ein paar Dinge im Office vorzubereiten und mir Serien anzuschauen, bis auch der Strom ausfiel, da der Wind so heftig an allem rüttelte.
Leider bekam dann Pia an diesem Tag eine sehr unschöne Nachricht von Zuhause und so legte sich ein leichter Schatten über alles. Doch sie ließ sich davon nicht erschlagen und gab ihr Bestes, diese erschreckende und sicherlich lähmende Hürde zu überstehen.
Sonnenuntergang mit Mond am Horizont
Nachmittags packte ich dann die Geschenke aus, die ich von meinen Eltern in den Koffer gesteckt bekommen hatte und freute mich bis zum Himmel, diese Überraschungen von meinem Zuhause in den Händen zu halten. Denn natürlich habe ich auch schon Vermissensstiche gespürt - ich denke, das ist auch ganz normal so.
Um vier Uhr wollte ich dann eigentlich noch mein Projekt mit den Kindern starten, doch weil es wie gesagt ziemlich aus Eimern schüttete, kam leider niemand. Was aber auch nicht weiter tragisch war denn so hatte ich noch mehr Zeit, meinen Geburtstag ausklingen zu lassen. ^.^
Dann ein paar eher nicht so erfreuliche Neuigkeiten: ich war krank. (Aber ich hab's überlebt, also ist es wohl nicht so dramatisch. :D) Und zwar habe ich schon seit längerer Zeit eine ziemlich heftige Entzündung am Zeh, an der sich dann auch noch ein Abszess gebildetet hatte, der behandelt werden musste. Also wurde ich an einem Medical Care Center im zweieinhalb Stunden entfernten Mhtata abgesetzt und ein Arzt konnte sich das Ganze einmal ansehen. Das ging dann doch überraschend schnell, denn schon nach einer geschätzten Minute nickte der Doktor, sah mich lächelnd an und meinte dann überzeugt: "Okay, we have to burn it off."
Ich saß dann erst einmal wie vom Donner gerührt dort und dachte, ich hätte mich verhört. Wegbrennen. Mir kamen sofort Bilder in den Kopf von Brandblasen und einem riesigen, bedrohlichen Brenner und mir, wie ich schreiend auf einer Trage festgeschnallt war ... Okay, so episch war es dann doch nicht. (Aber filmreif wäre es gewesen.)
Der Arzt rammte mir einfach nur eine Spritze mitten in den schmerzenden Bereich, ich schrie tatsächlich, aber dann konnte ich in mich ganz entspannt (tiefenentspannt, muss ich betonen) (nope) (eher zitternd und der Ohnmacht nahe) (Spritzen sind nicht meine Freunde, musst du wissen) (das sind jetzt genug Klammern) auf die Liege legen, denn mein Zeh war taub und völlig gefühllos. Ob es tatsächlich ein Brenner war, kann ich im Nachhinein nicht sagen, denn ich habe nicht hingeschaut, als er es ... liebevoll behandelte. Es hat sich nur trotz der Betäubung warm angefühlt. Ziemlich strange. Versucht mal, mit einem tauben Zeh zu laufen. Ich sag euch, das ist echt lustig. Vor allem, wenn man dann noch für zwei Wochen Essen einkaufen muss und nicht mehr hinterherkommt mit dem Schleppen von Tüten und Rucksäcken. :D
Als wäre das aber nicht Abenteuer genug für mein schwaches Herz, musste ich mich dann in der Nacht darauf übergeben und am Tag danach dann noch mal mehrfach. Ich war ziemlich am Arsch, um es mal umgangssprachlich auszudrücken, denn Herzrasen, Fieber, Dehydration (mal eben zum Klo gehen war ein kleines Kreislaufdrama) und ekelhafte Kopfschmerzen waren inbegriffen in dem Krankheitsangebot, was ich da bestellt hatte. Was auch immer das gewesen war.
So schnell, wie es gekommen ist, ist es dann auch wieder gegangen, denn kaum 48 Stunden später hüpfte ich wieder quietschfidel durch die Gegend. Ziemlich merkwürdig, das Ganze. Aber ich bin einfach nur froh, dass mich das nicht weiter begleitet hat, denn für mich zählt Übergeben immer noch zu einer Erfindung des Teufels - gleich neben seiner Erfindung, dass es nirgendwo auf der Welt Kopfhörerkabel gibt, die länger als 6 Monate keinen Wackelkontkakt haben.


Ein sehr sonniger und windiger Tag, an dem meine Wäsche (die ich natürlich mit der Hand gewaschen habe :D) draußen schneller als im Trockner trocknet. Ich fand diesen Ausblick durch das Moskitonetz in die bunte, helle Welt echt schön, deshalb wollte ich den Moment fotografisch festhalten. Der Wind zog und zerrte an meiner Hütte, im Hintergrund hörte ich die Stimmen der Menschen, das Schreien des Esels, das Bellen der Hunde und das Zwitschern der Vögel.



Wer die Schlange findet, gewinnt! Dieses kleine Tierchen hat mir letztens einen Hausbesuch abgestattet und ich muss zugeben, dass ich mich ein wenig erschrak, als sich herausstellte, dass der Schnürsenkel nicht das war, was er zu sein vorgab.  


Darf ich vorstellen? Die Huntsman-Spinne! Ein Gesell in Küchen und Garagen, pelzig und fast handtellergroß, kann beim Rennen springen und ist auch nicht ganz sooo griftig. Ich habe in letzter Zeit gleich zwei von ihnen in der Küche gesehen und die Freude war groß. Aber auf ein Fotoshooting musste ich schon bestehen. Bei solchen Exemplaren! ;D



Und wer entdeckt hier den Gecko? Sieht wie aufgemalt aus, finde ich. Ich liebe die kleinen Krabbeltiere, sie sind einfach nur niedlich. Aber verteufelt schnell! Guckt man einmal nicht hin, sind sie - zack! - wieder entschwunden.

Ich bin übrigens umgezogen. Erstens, weil die Tür meines alten Zuhauses wegen des Regens kaputt gegangen ist und zweitens, weil es jetzt sehr viel lauter in der Flat ist, da sie ein Blechdach besitzt und mit dem Sommer auch die Stürme kommen. In meinem nächsten Eintrag wirst du sicher einen Einblick in mein neues Zuhause bekommen. Ich fühle mich zumindest jetzt schon sehr geborgen dort.

Und das war es auch schon wieder! Ich hoffe, dir hat gefallen, was du gelesen hast und bleibst hier weiter am Ball.

Hamba kakuhle! (Das heißt Auf Wiedersehen auf Xhosa :))


Dein Julchen

Sonntag, 28. September 2014

Freitag,

26. September 2014

[lied des tages: 'canto ostinato' von simeon ten holt]


Langsam wird es wärmer hier. Ein paar Mal schon habe ich jetzt eine Jacke zu viel mitgenommen, wenn ich aus meinem Zimmer ging. Einen Sturm habe ich auch schon hier erlebt – na ja, es war wohl eher ein Gewitter. Aber in so einer Hütte mit Blechdach kann man schnell bei einem einfachen Regen denken, die Welt geht unter.
Letztes Wochenende sind Pia, Laura (eine allzeit hilfsbereite Arbeitskollegin) und ich nach Coffee Bay gewandert. Dazu mussten wir nur zweieinhalb Stunden die Berge auf und ab laufen und dabei ungefähr der Küste folgen. Der Rückweg kam mir seltsamerweise kürzer vor, obwohl ich schon da meine Muskeln deutlich spüren konnte. Es war echt super interessant, durch die kleinen, abgelegenen Dörfer zu laufen und die Menschen zu sehen. Einmal hat sich ein Kind die Augen zugehalten, als wir an ihm vorbeiliefen und wirkte ein bisschen ängstlich. Daraufhin erzählte Laura uns, dass manche Kinder hier in ihrem ganzen Leben noch keinen einzigen, hellhäutigen Menschen gesehen haben.
Während dieser kleinen Wanderung konnte ich ein paar Fotos machen, die ich gerne mit dir teilen möchte!



Coffee Bay

 
Hier haben wir Pizza gegessen, die für Pia und mich in Südafrika wohl immer ein seltenes Vergnügen sein wird, denn wir haben leider keinen Ofen. Savanna Dry ist hier ein gängiges, alkoholisches Getränk, das echt lecker schmeckt. Und das sage ich. Diejenige, die in Köln aufgewachsen ist und Bier hasst. :D


Übrigens konnten wir sogar zusätzlich zu diesem atemberaubenden Ausblick an dem Tag Wale sehen. Sie haben ihre Hinterflossen mehrfach auf die Wasseroberfläche heruntersausen lassen, sodass es ein gut zu erkennendes, spritziges Spektakel gab.



Ein witziger, süßer Krebs, der so brav war und nicht weglief, damit ich ihn fotografieren konnte. (Ich glaub, er hat sich vor Angst einfach tot gestellt.)



Auf dem Rückweg

Letztens habe ich erneut die Art & Craft Stunde vorbereitet und mir dieses Mal überlegt, dass sich jedes Kind eine Krone basteln und auf diese malen soll, was es seinem Volk schenken würde, wäre es König oder Königin. Und es hat tatsächlich geklappt. Die Kinder waren sogar noch begeisterter von dem Ergebnis, als ich es mir erhofft hatte – und das war zugegebenermaßen ein echt schönes Gefühl. Als ich spät nachmittags nach Hause ging, sah ich in der Nachbarschaft, dass manche Kinder die Kronen sogar immer noch trugen.


König Zibele (links), Königin Ivile (Mitte) und Königin Zibenati (rechts)


König Atilius richtet seine Krone


König Tamsanqa trägt Thron, Mahl und Krone gleichzeitig


Die Königsfamilie speist

Ich plane auch nebenbei noch an einem neuen Projekt, über das ich jetzt nicht zu viel verraten möchte, damit ich mich selbst nicht zu sehr unter Druck setze. Aber es wird etwas mit meiner Leidenschaft Musik zu tun haben und ich hoffe sehr, dass ich es so hinkriege, dass ich mit dem Anfang und dem Fortschritt des Projekts zufrieden sein kann.
Ich habe auf jeden Fall momentan genug zu tun und bin sehr gespannt auf meine Zukunft in diesem zauberhaften Ort, in den ich nach drei Wochen schon ganz verliebt bin.

Bis bald,

Dein Julchen

Montag, 15. September 2014

Montag,

15. September 2014

[lied des tages: 'a song for mama' von boyz || men]


- 16:30 Uhr -


Was du hier siehst, ist eine Kakerlake. Eine große, große Kakerlake. Sie ist ungefähr so lang wie dein Daumen. Stell dir vor, du möchtest dir gerne – ganz unschuldig, ohne böse Absichten – einen Teller aus dem Regal nehmen, und plötzlich krabbelt dir dieses Insekt über die Hand. Und jetzt stell dir vor, dass das erst der Anfang ist, denn unsere Küche ist voll von Kakerlaken – und sie werden nicht weniger, im Gegenteil. Der Sommer in Südafrika bringt haufenweise Viecher mit sich.
Nicht, dass wir uns missverstehen: als Vegetarierin respektiere ich Tiere in all ihren Erscheinungsformen. Ja, ich liebe sie sogar. Doch diese tiefe, innige Liebe habe ich im Moment des über-die-Hand-krabbelns nicht wie sonst in meinem Magen gespürt, frag mich nicht, warum. Denn wenn man genau hinschaut, ist sie doch ganz süß. Mit ihren niedlichen (monströsen) Fühlern, dem hübschen (riesig-fetten) Chitinpanzer, der super toll knackt, wenn ein Gewicht darauf fällt und den lustigen (tausendfachen) Beinchen. Vielleicht würde ich sie sogar streicheln wollen. Vielleicht. An einem guten Tag. Wenn ich ein Glas Wein getrunken habe. Oder auch zwei, drei, vier. Unter Gruppenzwang. Wie gesagt, vielleicht. Die ist ja ganz süß, und wer das nicht sieht, der muss echt blind sein.
You go, Kakerlake!
(Im Unterricht während der Preschool haben letztens ein paar Kinder aufgekreischt, weil sie eine Kakerlake zwischen ihren Stiften sichteten. Ich war dann ganz cool und hab sie mir geschnappt. Ja, du hast richtig gehört, ich war richtig cool, so Pokerface-mäßig, während ich diese süße Kakerlake nach draußen trug. Hach, ein unvergessliches Erlebnis. Was habe ich mich verbunden gefühlt mit diesem einzigartigen Lebewesen.)

Und damit wieder herzlich willkommen zu einem neuen Blogeintrag, lieber Leser! Ich hoffe, du amüsierst dich prächtig. Ich tue es jedenfalls hier, und zwar in vollen Zügen. Sogar mit Kakerlaken, Skorpion und Schlangen. Denn schau dir das mal an:





Das sind alles Fotos von Pias und meinem kleinen Ausflug in die nähere Umgebung hier. An diesem Strand gibt es zum Beispiel kaum Sand, eher besteht alles aus Muschelüberresten und einem riesigen Beet an wunderschönen und ziemlich interessanten Meeresfunden, die angespült wurden.




Das hier ist das traditionelle Xhosa-Brot, welches ein wenig süßlich schmeckt. (Nicht schlecht, aber … Ich vermisse Schwarzbrot!!! Ich glaube, ich werde den Rest meines Lebens in Deutschland nur noch Brot essen.)


Und hier haben Pia und ich uns mal wieder etwas Nettes gekocht:


Der Sonnenaufgang um 6:15 Uhr vor meinem Fenster:


Ein kleines, ziemlich scheues Kälbchen:



Ich habe letzte Woche das erste Mal eine Unterrichtsstunde für die Kinder vorbereitet, und zwar war das die Art & Craft Stunde. Sie sollten etwas ausschneiden, zusammenkleben und dann bemalen. Zum Glück hat Nokobonga die Aufgaben übersetzt, sonst wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Mein Xhosa ist nämlich so gut wie das Schwarzbrot hier: gar nicht vorhanden. :D Ich kann zwar einige Wörter wie enkosi (danke), kunjani/unjani (wie geht es euch/dir), igama lam … (Ich heiße …), mamela (hört zu) und noch ein paar andere Floskeln, aber richtig unterhalten ist natürlich nicht drin. Manchmal wünsche ich mir, diese schöne Sprache auch fließend zu beherrschen, denn sie klingt fast melodisch, wenn die Menschen sie hier sprechen. Ich mag vor allem die Klicklaute, die bei jedem q, x und c vorkommen. Aber das wird wohl immer ein kleiner Traum bleiben, denn Xhosa ist verdammt schwer und innerhalb eines Jahres wohl eher nicht lernbar.

(Ein bisschen verwischt, hoppla :D)

Und hier, ganz unten rechts, wohnen wir. Also, es geht schon. Ist ganz nett, oder? Man kann's aushalten. :'D


Das war es wohl mal wieder. Alles Liebe aus dem noch echt windigen und kühlen Südafrika.
Ich halte dich auf dem Laufenden, lieber Leser!

Dein Julchen