Mittwoch, 8. Oktober 2014

Mittwoch,

8. Oktober 2014

[lied des tages: 'sundrenched world' von joshua radin]


Nun bin ich schon über einen Monat hier in Südafrika und es fühlt sich auch genau an wie ein Monat. Ich höre von anderen Freiwilligen, dass es ihnen viel länger vorkommt, aber das kann ich nicht von mir behaupten. Irgendwie verfliegt die Zeit eher und ich wundere mich, wirklich nur noch 11 Monate Afrika vor mir zu haben.

Inzwischen ist wieder ein bisschen etwas geschehen, was dich vielleicht interessiert. Zum Beispiel hatte ich am 30. September Geburtstag und bin 19 Jahre alt geworden.
Der Tag startete damit, dass ich morgens sehr lieb von meiner Mitfreiwilligen Pia mit einem Frühstück, Luftballons, Kerzen, bemalten Steinen und Muscheln begrüßt wurde und dann zur Preschool ging, um dort wie immer mit den Kindern zu arbeiten. Allerdings wütete ein Sturm schon seit Tagen über uns und ließ die Tür zur Schule derart aufquellen, dass sie nicht mehr aufging - auch nicht mit der Kraft von Männern UND Frauen zusammen. Sogar ein Hammer konnte da nicht helfen. Diese Tür versperrte weiterhin stur den Weg zur Bildung. Allerdings war das auch nicht so schlimm, denn es kamen an diesem Tag aufgrund des Sturms sowieso keine Kinder, und so verbrachte ich die freie Zeit damit, ein paar Dinge im Office vorzubereiten und mir Serien anzuschauen, bis auch der Strom ausfiel, da der Wind so heftig an allem rüttelte.
Leider bekam dann Pia an diesem Tag eine sehr unschöne Nachricht von Zuhause und so legte sich ein leichter Schatten über alles. Doch sie ließ sich davon nicht erschlagen und gab ihr Bestes, diese erschreckende und sicherlich lähmende Hürde zu überstehen.
Sonnenuntergang mit Mond am Horizont
Nachmittags packte ich dann die Geschenke aus, die ich von meinen Eltern in den Koffer gesteckt bekommen hatte und freute mich bis zum Himmel, diese Überraschungen von meinem Zuhause in den Händen zu halten. Denn natürlich habe ich auch schon Vermissensstiche gespürt - ich denke, das ist auch ganz normal so.
Um vier Uhr wollte ich dann eigentlich noch mein Projekt mit den Kindern starten, doch weil es wie gesagt ziemlich aus Eimern schüttete, kam leider niemand. Was aber auch nicht weiter tragisch war denn so hatte ich noch mehr Zeit, meinen Geburtstag ausklingen zu lassen. ^.^
Dann ein paar eher nicht so erfreuliche Neuigkeiten: ich war krank. (Aber ich hab's überlebt, also ist es wohl nicht so dramatisch. :D) Und zwar habe ich schon seit längerer Zeit eine ziemlich heftige Entzündung am Zeh, an der sich dann auch noch ein Abszess gebildetet hatte, der behandelt werden musste. Also wurde ich an einem Medical Care Center im zweieinhalb Stunden entfernten Mhtata abgesetzt und ein Arzt konnte sich das Ganze einmal ansehen. Das ging dann doch überraschend schnell, denn schon nach einer geschätzten Minute nickte der Doktor, sah mich lächelnd an und meinte dann überzeugt: "Okay, we have to burn it off."
Ich saß dann erst einmal wie vom Donner gerührt dort und dachte, ich hätte mich verhört. Wegbrennen. Mir kamen sofort Bilder in den Kopf von Brandblasen und einem riesigen, bedrohlichen Brenner und mir, wie ich schreiend auf einer Trage festgeschnallt war ... Okay, so episch war es dann doch nicht. (Aber filmreif wäre es gewesen.)
Der Arzt rammte mir einfach nur eine Spritze mitten in den schmerzenden Bereich, ich schrie tatsächlich, aber dann konnte ich in mich ganz entspannt (tiefenentspannt, muss ich betonen) (nope) (eher zitternd und der Ohnmacht nahe) (Spritzen sind nicht meine Freunde, musst du wissen) (das sind jetzt genug Klammern) auf die Liege legen, denn mein Zeh war taub und völlig gefühllos. Ob es tatsächlich ein Brenner war, kann ich im Nachhinein nicht sagen, denn ich habe nicht hingeschaut, als er es ... liebevoll behandelte. Es hat sich nur trotz der Betäubung warm angefühlt. Ziemlich strange. Versucht mal, mit einem tauben Zeh zu laufen. Ich sag euch, das ist echt lustig. Vor allem, wenn man dann noch für zwei Wochen Essen einkaufen muss und nicht mehr hinterherkommt mit dem Schleppen von Tüten und Rucksäcken. :D
Als wäre das aber nicht Abenteuer genug für mein schwaches Herz, musste ich mich dann in der Nacht darauf übergeben und am Tag danach dann noch mal mehrfach. Ich war ziemlich am Arsch, um es mal umgangssprachlich auszudrücken, denn Herzrasen, Fieber, Dehydration (mal eben zum Klo gehen war ein kleines Kreislaufdrama) und ekelhafte Kopfschmerzen waren inbegriffen in dem Krankheitsangebot, was ich da bestellt hatte. Was auch immer das gewesen war.
So schnell, wie es gekommen ist, ist es dann auch wieder gegangen, denn kaum 48 Stunden später hüpfte ich wieder quietschfidel durch die Gegend. Ziemlich merkwürdig, das Ganze. Aber ich bin einfach nur froh, dass mich das nicht weiter begleitet hat, denn für mich zählt Übergeben immer noch zu einer Erfindung des Teufels - gleich neben seiner Erfindung, dass es nirgendwo auf der Welt Kopfhörerkabel gibt, die länger als 6 Monate keinen Wackelkontkakt haben.


Ein sehr sonniger und windiger Tag, an dem meine Wäsche (die ich natürlich mit der Hand gewaschen habe :D) draußen schneller als im Trockner trocknet. Ich fand diesen Ausblick durch das Moskitonetz in die bunte, helle Welt echt schön, deshalb wollte ich den Moment fotografisch festhalten. Der Wind zog und zerrte an meiner Hütte, im Hintergrund hörte ich die Stimmen der Menschen, das Schreien des Esels, das Bellen der Hunde und das Zwitschern der Vögel.



Wer die Schlange findet, gewinnt! Dieses kleine Tierchen hat mir letztens einen Hausbesuch abgestattet und ich muss zugeben, dass ich mich ein wenig erschrak, als sich herausstellte, dass der Schnürsenkel nicht das war, was er zu sein vorgab.  


Darf ich vorstellen? Die Huntsman-Spinne! Ein Gesell in Küchen und Garagen, pelzig und fast handtellergroß, kann beim Rennen springen und ist auch nicht ganz sooo griftig. Ich habe in letzter Zeit gleich zwei von ihnen in der Küche gesehen und die Freude war groß. Aber auf ein Fotoshooting musste ich schon bestehen. Bei solchen Exemplaren! ;D



Und wer entdeckt hier den Gecko? Sieht wie aufgemalt aus, finde ich. Ich liebe die kleinen Krabbeltiere, sie sind einfach nur niedlich. Aber verteufelt schnell! Guckt man einmal nicht hin, sind sie - zack! - wieder entschwunden.

Ich bin übrigens umgezogen. Erstens, weil die Tür meines alten Zuhauses wegen des Regens kaputt gegangen ist und zweitens, weil es jetzt sehr viel lauter in der Flat ist, da sie ein Blechdach besitzt und mit dem Sommer auch die Stürme kommen. In meinem nächsten Eintrag wirst du sicher einen Einblick in mein neues Zuhause bekommen. Ich fühle mich zumindest jetzt schon sehr geborgen dort.

Und das war es auch schon wieder! Ich hoffe, dir hat gefallen, was du gelesen hast und bleibst hier weiter am Ball.

Hamba kakuhle! (Das heißt Auf Wiedersehen auf Xhosa :))


Dein Julchen

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