Sonntag,
♦ 05. Juli 2015 ♦
[lied des
tages: 'i know i'm a wolf' von young heretics]
Morgentau |
Ferien!
Ausschlafen, am Strand sein, ganz viel schreiben, tanzen, meine Zeit
mit Freunden verbringen … Ich habe gerade eine extrem entspannte
Zeit, Leute. Und gleichzeitig werde ich immer nostalgischer, weil
mein Jahr leider beinahe vorbei ist. Ich zähle bereits die Tage bis
zu meiner Abreise und jede Stunde scheint mein Verlangen, für immer
hier zu bleiben, noch mehr anzuwachsen. Natürlich freue ich mich
auch auf mein zuhause, aber gerade kann ich nur daran denken, wie
sehr ich diesen Ort vermissen werde. Denn er ist jetzt ebenfalls mein
zuhause. Und die Menschen hier habe ich sehr in mein Herz
geschlossen. Ich mag gar nicht an den nahenden Abschied denken, der
wird sicherlich schrecklich traurig. Und ich kann kaum glauben, dass
bald schon ein ganzes Jahr um ist! Ein ganzes Jahr voller
bunter Erinnerungen, die ich für immer sorgfältig in meinem Inneren
aufbewahren werde.
Im Gras chillen :D |
Apropos
Erinnerungen: Eine davon ist wie die Erfahrung in Bulungula ein
bisschen beängstigend. Als wir vor ein paar Wochen in Mthata
einkaufen waren und einen neuen Freiwilligen abgeholt haben, konnten
wir erst bei Eintritt der Dämmerung (hier wird es nun schon um halb
sechs dunkel!) aus der Stadt fahren. Ich war schon ein bisschen
nervös, weil die Straßen zu dieser Zeit mega überfüllt sind und
wir unseren ganzen Einkauf im Wagen gelagert haben. Es ist allgemein
bekannt, dass Mthata zu dieser Uhrzeit kein wirklich sicherer Ort
ist. Deswegen legen wir auch normalerweise sehr viel Wert darauf, so
früh wie möglich wieder zurückzufahren.
Nun
ja, und wie wir so stockend vorankamen, habe ich den Fahrer
(Sibongile) gefragt, ob wir nicht vielleicht das Auto abschließen
sollten. Er zeigte sich aber unbesorgt, und da habe ich das Thema
fallen gelassen. Doch dann, ein paar Minuten später, hörte ich
plötzlich Laura hinter mir hysterisch schreien. Ich hatte erst
absolut keinen Plan, was los war, bis ich verstand, was sie
eigentlich schrie: „Go away!!!“ Dann begriff ich: Ein Typ hatte
die Autotür aufgerissen und zerrte an Lauras Rucksack! Als er damit
keinen Erfolg hatte, ließ er los und machte die Hecktür auf, um
sich ein paar unserer Einkaufstüten zu schnappen. Zum Glück war
Laura so geistesgegenwärtig und stieg immer noch schreiend aus dem
Wagen, sodass der Typ Angst bekam, die Tüten fallen ließ und
zwischen den Autos verschwand.
Mein einziger Spiegel ist leider kaputt. Aber ... |
(Währenddessen bin ich erst aus dem
Wagen gesprungen, nur um mich dann sofort wieder reinzusetzen, weil
ich nicht wusste, was von beidem klüger war. Ich hatte ja keine
Ahnung, ob der Typ Helfer hatte und ob die Helfer Messer oder andere
Waffen dabei hatten (im Dorf gibt es ja manchmal Messerkämpfe, da
halte ich mich auch lieber fern, haha). Ich habe einfach nur überall
Menschen gesehen, die sich zwischen den Autos bewegt haben (das ist
da üblich) und in dem Moment sah der eine zwielichtiger als der
andere aus).
Wir
verbarrikadierten uns total aufgelöst wieder im Wagen und redeten
Sibongile aus, den Kerl zu verfolgen (Sibongile war nämlich
fuchsteufelswild). Wir wollten einfach nur raus aus der Stadt, aber
natürlich ging es nach diesem Vorfall nicht schneller als vorher
voran.
... Das macht der Jule nichts xD |
Und
nach ein paar weiteren Minuten merkten wir, dass derselbe Typ es
wieder versuchte. Er öffnete die Hecktür erneut und griff hinein.
Plötzlich schrien alle rum und alles ging so schnell, dass ich es
nicht wirklich verstand. Am Ende war Sibongile nicht mehr da und wir
vier weißen Leute (ein Mann und drei Frauen) waren vollkommen allein
mit dem Wagen und unserem Zweiwocheneinkauf. In diesen Momenten habe
ich mich ehrlich gesagt am meisten gefürchtet, weil ich dachte, dass
jetzt andere ihre Chance erkennen und ergreifen werden. Denn es ist
nun mal so, dass Sibongile als Dunkelhäutiger dort ein gewisser
Respekt entgegengebracht wird – sie wissen wahrscheinlich, dass mit
ihm nicht gut Kirschen essen ist. Uns würde man wahrscheinlich gar
nicht ernstnehmen.
Wir
hockten also zitternd im Wagen und hielten alle Türen zu (in den
unbequemsten Positionen – wenn ich jetzt dran denke, muss ich
grinsen), weil man sie anscheinend gar nicht erst abschließen
konnte. Und nach einer Ewigkeit kam Sibongile mit dem Kerl wieder.
Ich saß die ganze Zeit auf dem Beifahrersitz (war lustigerweise noch
angeschnallt) und konnte die Beiden nur erkennen, wenn ich meinen
Hals verrenkte.
Sibongile hielt die Arme des Typen hinter dessen
Rücken fest und stieß ihn dann gegen den Wagen. Himmel Herrgott,
mir wird jetzt noch ganz anders, wenn ich daran denke, wie wütend
Sibongile gewesen ist. Er schlug dem Kerl ins Gesicht, und dann kam
noch ein anderer Typ und machte mit, bis der Möchtegerndieb blutend
am Boden lag und sie beide auf dessen Kopf eintraten. Ich weiß noch,
dass ich mich absolut gelähmt gefühlt habe. Ich wollte mich
einerseits so schnell wie möglich abschnallen, ums Auto hechten und
Sibongile wegzerren, andererseits dachte ich mir, dass das gar nicht
schnell genug geht, und so habe ich mich nur weit im Wagen vorgebeugt
und Sibongile angebrüllt, er solle das auf der Stelle lassen. Ich
habe mich glaube ich selten in meinem Leben derart hilflos gefühlt.
Sibongile
hat das gar nicht gehört, der war wie in Trance. Ich war natürlich
nicht die Einzige, die ihm verzweifelt zugerufen hat, er solle
aufhören – der neue Freiwillige war zum Glück auf der richtigen
Seite des Wagens und machte Anstalten, Sibongile wegzuziehen.
Trotzdem vergingen weitere quälende Sekunden, bis er tatsächlich
von dem Jungen abließ (denn der Möchtegerndieb war sicherlich erst
siebzehn/achtzehn). Und auf einmal fuhr ein Auto so knapp an dem
Jungen vorbei, dass ich einen fürchterlichen Augenblick lang annahm,
es würde ihn überfahren.
Bevor
Sibongile wieder einstieg, wusch er noch das Blut von seinen Händen.
Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Und erst, als wir
endlich aus der Stadt rauswaren, konnte ich ausatmen. Wir haben dann
noch mit Sibongile über das Geschehen geredet. Die Erzählung mag
ihn jetzt in einem schlechten Licht erscheinen lassen, aber
eigentlich ist er einer der freundlichsten und lustigsten Personen,
die ich kenne und ich habe ihn wirklich lieb.
Gewalt gehört einfach
in den Alltag der Xhosa-Menschen, für ihn war das Verprügeln eine
gerechte Strafe. Er meinte, er wollte dem Jungen klarmachen, dass er
das nicht noch einmal machen darf. Er wollte ihm eine denkwürdige
Erinnerung verpassen, damit er sein eigenes und das Leben anderer
nicht weiter versaut. Dieser Gewaltausbruch war selbstverständlich
für ihn (und wäre es sicher für jeden anderen im Dorf), auf den
Gedanken, die Polizei zu rufen, ist er gar nicht erst gekommen –
was auch verständlich ist, weil die hier selten wirklich hilfreich
ist. Ich weiß ja auch, dass die Preschool-Kinder regelmäßig solche
„Strafen“ ertragen müssen. Einmal hat ein Kind nach der
Afterschool seine Schuhe gesucht, und ich habe ihm dabei geholfen,
doch wir haben die Schuhe einfach nicht gefunden. Es hat die ganze
Zeit verzweifelt geweint, und als ich es fragte, warum es das tat,
meinte es: „My mother will beat me at home“. Das hat mir das Herz
zerrissen. Vor allem, weil ich nichts dagegen tun konnte.
Nun
ja, auch solche Erinnerungen habe ich an dieses Jahr. Sie gehören
eben dazu.
Wie
im letzten Beitrag schon angesprochen, schnappe ich mir ja jetzt
täglich drei der jüngsten Kinder aus der Preschool, um mich mit
ihnen in der Kirche zu beschäftigen. Dabei kann ich die Kinder und
ihr Verhalten ganz genau beobachten (was normalerweise nicht möglich
ist, schließlich haben wir 41 Kinder in der Preschool). Ich werde
immer ganz stolz auf die kleinen Fruchtzwerge, wenn ich Fortschritte
in ihrer Fein-/Grobmotorik und ihrem logischen/mathematischen Denken
bemerke. Und natürlich fordere ich gern die besonders cleveren
Kinder heraus, nur um fasziniert festzustellen, wie gut sie sich
schlagen. Gleichzeitig fordern sie auch mich heraus, was ein tolles
Gefühl ist, weil ich dieses Wechselspiel des Lernens einfach nur
erfrischend finde. Letztens zum Beispiel las ich ein Bilderbuch vor.
Plötzlich zeigte ein Mädchen auf einen Vogel und sagte „intaka“.
Ich sprach das neue Wort fragend aus, woraufhin sie nickte. Dann
zeigte auch ich auf den Vogel und sagte „bird“. Sie reagierte
genauso wie ich, und auf einer anderen Seite des Bilderbuchs
schnellte ihr Zeigefinger sofort zum Vogel, als ich sie fragte, wo er
sich denn verstecke.
Bei Sonnenaufgang |
Es
macht mich wirklich froh, die sprachliche Barriere vor einiger Zeit
überwunden zu haben (was auch daran liegt, dass meine
Xhosa-Kenntnisse sehr viel besser sind), weil ich viel mehr in
Kontakt mit den einzigartigen Persönlichkeiten treten kann, die
unsere Preschool und Afterschool unterrichten.
Gleichzeitig
haben wir (die Lehrer und Volunteers) einen Afterschool-Stundenplan
entworfen, und momentan helfe ich jeden Mittwoch, Donnerstag und
Freitag nachmittags im Education Centre aus. Außerdem bereiten wir
Themenordner vor (ähnlich wie bei den Themenboxen, an denen ich
immer noch sitze), damit sich die Lehrer Unterrichtsmaterial nach
Belieben ansehen und es auswählen können, falls es ihnen gefällt.
Unter diesen Themenordnern gibt es den Ordner „Musik“ - den
Verantwortungsbereich habe ich mir natürlich sofort geschnappt.
Nachdem das mit dem Chor nicht geklappt hat, nutze ich jede
Möglichkeit, mit den Kindern zu singen (übrigens auch, wenn ich die
Kleinen der Preschool bei mir habe. Wir summen gerne die
unterschiedlichsten Lieder). Vor kurzem erst hatte ich eine
Afterschool-Stunde, während der die große Kindergruppe meine ganze
Ansammlung an Liedern gesungen hat – sogar dreistimmige Stücke
waren dabei. Das hat mich sehr glücklich gemacht (und die Kinder
haben auch alle miteinander gegrinst).
Ngcwanguba Store. Dort kaufen wir häufig ein |
Übrigens
werden das Education Centre und die Preschool in das Dorf „verlegt“,
damit die Kinder besseren Zugang zur Bildung haben. Momentan liegt
Beides nämlich im Backpacker am Rand des Dorfes, und viele Kinder
müssen lange laufen, bis sie ankommen.
Wie
gesagt bereite ich nach wie vor die Themenboxen für die Preschool
vor und erledige hin und wieder Aufgaben nebenbei. Wie zum Beispiel
das Organisieren eines Abschiedsgeschenks für einen Kollegen, der
sich eine Auszeit von Transcape nimmt. Es wurde ein selbst
gestaltetes Buch mit Abschiedsgrüßen und Fotos (von beinahe jedem
Menschen, der je mit diesem Kollegen gearbeitet hat), für das ich
die Verantwortung übernommen habe (das bedeutet manchmal ein
bisschen Stress, weil die Minderheit der Leute die Texte für dieses
Buch bis zur Deadline ablieferte). Dann gibt immer noch
Spendensammelaktionen, und in den letzten Monaten habe ich ein
kleines Miniprojekt entworfen, das mir ziemlich wichtig ist.
Es
geht um die Gesundheit der Preschoolkids. Ich sehe dauernd kranke
Kinder (mit eiternden Abszessen am ganzen Körper, seltsamen Beulen
unter der Haut, Ohren, aus denen Eiter läuft, ect), doch hier ist
eben nicht Standard, bei der kleinsten Krankheit zum Arzt zu laufen.
Selbst wenn die Krankheit hartnäckig bleibt, können sich eben die
meisten Eltern den Transport zur Klinik nicht leisten.
Zikhona und ich lackieren uns die Nägel :D |
Dabei habe ich
zugeschaut, bis es mir irgendwann gereicht hat. Da Transcape gerade
leider zu viel um die Ohren hat, mache ich das auf privater Basis –
das heißt mithilfe einer extrem hilfsbereiten Kollegin, die in
Canzibe als Ärztin arbeitet. Sie sammelt Spenden für ihre Projekte
und ich darf diese Spenden mitbenutzen (natürlich, solange ich die
Bustickets einsammle und Fotos von den Klinikkarten mache, damit auch
bewiesen ist, dass die Eltern das gespendete Geld für den Transport
zur Klinik verwendet haben. Außerdem muss ich selbstverständlich
genauestens darüber Buch führen, wie viel Geld letztendlich
weggegeben wurde). Weil es zum Glück nicht einmal zwei Euro kostet
(umgerechnet), zur weit entfernten Klinik und zurück zu fahren, kann
man hier mit wenig Geld viel bewirken. Und damit wir auch ganz sicher
sein können, dass wir die Bustickets und Klinikkarten zu sehen
bekommen, sammeln wir vorher die Personalausweise beim
Geldaushändigen ein, die sie wieder zurück bekommen, sobald wir das
Gewünschte in den Händen halten.
Eigentlich
klingt das alles nach einem einfachen Prinzip – Geld für Transport
zur Verfügung stellen – aber dahinter steckt dann doch mehr
Organisation, als man es sich auf den ersten Blick denkt. Wieder
einmal kann ich nur feststellen, wie viel ich hier lerne. Ich könnte
bald bestimmt damit ein Buch füllen.
Resteverwertung: Ich bereite ein schmackhaftes Mahl aus Resten zu. xD |
Leider
hat das mit der Talentshow nicht geklappt. Ich habe zwar mein Bestes
gegeben (Flyer überall im Dorf aufgehängt, jeder Person davon
erzählt, die ich kenne und alles auf Xhosa übersetzt) und obwohl
sicher der Wille (und das Talent) da war, zu performen, ist es am
Ende an den Unterschieden zwischen meiner und dieser Kultur – und
damit an meiner Umsetzung – gescheitert. Das Ganze hat sich
ziemlich lange hingezogen, deswegen nur ein paar zusammenfassende
Worte über meine fehlerhafte Umsetzung: Ich habe das alles in der
naiven Annahme geplant, dass die Menschen verstehen, was ich meine.
Alleine schon das Wort „Talentshow“ sagt bereits alles aus –
woher sollen die Dorfbewohner wissen, was das ist? Sie haben keine
Fernseher (und wenn, dann schauen sie sich steinalte Schwarzweißfilme
an, weil sie keinen Empfang haben). Dann hatte ich eine Anmeldeliste
im Education Centre aufgehängt, damit sich die Teilnehmer dort
eintragen konnten, und obwohl ich dick und fett auf die Flyer in
Xhosa schrieb, dass sie ohne den Namen auf der Liste gar nicht erst
zum ersten Auswahltag kommen brauchten, landeten nur zwei bis
fünfzehn Namen dort. Und am Ende kamen viel mehr Leute zum
Auswahltag.
Vollmond! |
Ja, der katastrophale Auswahltag. Oder sollte ich sagen
„die katastrophalen Auswahltage“? Denn nach dem ersten Versuch
habe ich noch nicht aufgegeben, ich war voller enthusiastischer
Sturheit und wollte das unbedingt durchsetzen. Ich dachte, wenn ich
nur noch ein bisschen feile und schleife, dann kapieren die es ganz
sicher. Falsch, wie mir jetzt klar ist.
Jedenfalls
waren diese Auswahltage ein einziger Witz. Und das liegt, wie gesagt,
an meiner Herangehensweise. Weil die Menschen überhaupt nicht
wussten, was eine Talentshow, geschweige denn ein Auswahltag ist
(obwohl ich es auf den Flyern versuchte, einfach auszudrücken),
kamen sie entsprechend verplant an. Ohne die benötigte Musik auf CD,
Handy oder einem anderen Medium (die sie ja haben mussten, weil sie
sonst nicht hätten proben können). Wo wir beim nächsten Punkt
wären: Teilweise hatten sie ihr Stück nicht ein einziges Mal
geprobt. Ich meine, mein Plan war, die Besten an diesen Auswahltagen
herauszupicken, aber die Kandidaten hatten sich nicht einmal die Mühe
gemacht, zu proben. Und einige standen einfach nur da und wussten gar
nicht, was sie überhaupt aufführen wollten, während sie
noch auf die fehlenden Mitglieder ihrer Band warteten!
Mia schläft ... XD *_* |
Ich
muss lachen, wenn ich daran zurückdenke. Sie waren definitiv Feuer
und Flamme, gingen das Ganze aber mit einer solchen Nachlässigkeit
an, die mir selten so krass begegnet ist. Und das meine ich überhaupt
nicht negativ. Für uns Stadtmenschen mit unseren engen Zeitplänen
ist Exaktheit, Zuverlässigkeit, Sorgfältigkeit und Vorbereitung
unerlässlich. Wir brauchen das in unserem Alltag, und deswegen sehen
wir die oben beschriebene Nachlässigkeit erst einmal als unerwünscht
an. Doch in der Welt, in der ich gerade lebe, ist eben anderes
wichtig. Da stehen unsere so geliebten westlichen Vorsätze nicht an
erster Stelle, und das habe ich sehr deutlich zu spüren bekommen.
Nun,
wieder etwas gelernt. Und da wir gerade beim Thema Lernen sind,
schreibe ich noch kurz etwas über einen Gedanken, der mir letztens
gekommen ist. Weil man sich die Menschen hier nämlich nicht
aussuchen kann, lernt man eine Menge über Kommunikation. Selbst wenn
du frustriert bist und die Wände einschlagen könntest, bist du auf
die anderen angewiesen, siehst sie jeden Tag und musst mit ihnen
auskommen. Das steht im krassen Kontrast zu dem Stadtleben, das ich
kenne. Dort kann man die Türen zuschlagen und sich ausweichen. Man
kann sich in sein Schneckenhaus verziehen und einfach Kontakte
abbrechen, wenn sie einen überfordern. Diese Möglichkeit hat meiner
Meinung nach viel zerstört (auch wenn ich ehrlicherweise froh bin,
wenn ich sie wieder ausleben kann). Denn dadurch ist man geneigt,
eine Beziehung lieber wegzuschmeißen, anstatt den Problemen ins
Gesicht zu sehen. Doch diese Wahl hat man hier nicht. Man lernt jeden
Charakterzug am Gegenüber zu schätzen und definiert „kennenlernen“
noch einmal neu. Ich erlebe hier eine Nähe, die so in einer Stadt
kaum möglich wäre (außer, man legt es darauf an). Dafür bin ich
sehr, sehr, sehr dankbar!
Hach,
das war doch ein schönes Schlusswort. Die besten Grüße aus
Südafrika!
♦Dein
Julchen♦