Samstag, 6. September 2014

 

Donnerstag,

04. September 2014

[lied des tages: an irish blessing]

- 09:21 Uhr -

Endlich sitzen Pia (meine Mitfreiwillige) und ich an einem Tisch und trinken ein kaltes Getränk. Menschenmengen eilen geschäftig durch den Flughafen und an fast jedem Laden wird man gefragt, ob man denn nicht verweilen möchte. Es ist halb zehn Uhr morgens. Wir sind nach einem zehnstündigen Flug um 08:40 Uhr endlich in Johannesburg angekommen ... Müde, aber glücklich.




Ich habe schon ein paar Rand in der Tasche – die Währung in Südafrika – und unser Gepäck ist auch bereits im Anschlussflugzeug nach Mthata. Jetzt müssen wir neun Stunden warten – um 15:45 ist die Boardingtime für unseren nächsten Flug. An was ich noch denken muss: Adapter und Shampoo kaufen, denn Letzteres musste ich in Frankfurt aus dem zu schweren Koffer nehmen.
Ich kann noch nicht richtig begreifen, hier zu sein. Wahrscheinlich kommt das mit der Zeit, denn noch ist alles unreal und verschwommen. Jetzt versuche ich lieber, den Abschied von Zuhause zu verdrängen. Für Pia und mich heißt es gerade einfach nur: Auf nach Mthata! … Nach stundenlangem Warten.

- 16:54 -

Mit geschätzten 25 weiteren Fluggästen sitzen Pia und ich nun endlich in einem niedlichen Kleinformat von Flieger. Vor ein paar Minuten haben wir noch einen leckeren Wrap gegessen, der auch bitter nötig war, denn der Hunger hat uns während der Warterei ziemlich heimgesucht.
Am Flughafen von Mthata wird uns jemand erwarten, mit dem wir dann noch etwas einkaufen werden, um im Anschluss – wie sehnlichst erwartet – nach Vukani zu fahren, unserem Zielort. Viele Fragen geistern durch meinen Kopf. Wie wird unser neues Zuhause aussehen? Wird es sehr fremd oder vielleicht sogar merkwürdig vertraut sein? In ein paar Minuten landen wir, und in meinen Gedanken blinkt der Satz auf: „This shit is getting real ...“


Freitag,

05. September 2014

[lied des tages: 'arrival of the birds' von dem cinematic orchestra]


- 12:13 Uhr -

Als wir gestern spät abends nach stundenlanger Autofahrt über eine gewundene Schotterstraße ankamen, hatte ich weder Energie noch Zeit, etwas zu schreiben. Jetzt kann ich mich der Berichterstattung bis ein Uhr widmen, denn dann fahren Pia und ich zu dem nächstgelegenen Shop, um Essen zu kaufen. Die Fahrt wird ungefähr 40 Minuten dauern – was sehr viel kürzer ist, als wenn man nach Mthata fährt.





Wir haben schon gefrühstückt, das Meer und das Dorf bei Tageslicht gesehen – und ich bin einfach nur sprachlos. Dieser Ort ist wie verzaubert. Es ist schwer, ihm mit Worten gerecht zu werden. Ich zeige dir, lieber Leser, einfach Bilder und erzähle dir, was ich höre, rieche, sehe und fühle. Vielleicht kannst du es dir dann annähernd vorstellen.


Was ich höre:

Ich höre die Sprache der Menschen, in die sich hin und wieder Klicklaute mischen. Das ist so, als würde man mit der Zunge schnalzen.
Ich höre den starken Wind an meiner Hütte rütteln – es quietscht, knarrt und scheppert ein wenig.
Ich höre das konstante Rauschen des Meeres.
Ich höre das Muhen von Kühen, die hier über die Straßen und Wiesen spazieren.
Ich höre das fremde Stimmengewirr im Shop.
Ich höre nachts das Grillenzirpen und das Summen der Strommäste.
Ich höre – wenn es windstill ist – das Tröpfeln vom Wasser aus dem Tank neben meiner Hütte.
Ich höre das Brutzeln meines Essens in der Pfanne. <3

Was ich rieche:

Ich rieche den Straßenstaub, den ein schnell fahrendes Auto hinterlässt.
Ich rieche die Meerluft.
Ich rieche mein leckeres Essen.
Ich rieche das Holz in den Rundhütten.

Was ich sehe:

Ich sehe türkise, weiße, gelbe Häuschen.
Ich sehe endlose Hügellandschaften, auf denen sich die Hütten streuen.
Ich sehe das wilde Meer mit schäumenden Wellenkronen.
Ich sehe Frauen mit toten Hühnern in den Händen.
Ich sehe Hunde, Pferde, Maulesel, Esel, Kühe, Schweinchen, Ziegen überall.
Ich sehe Flüsse, die sich wie Adern durch die Landschaft ziehen.
Ich sehe eine Kakerlake in meiner Tasche.

Was ich fühle:

Ich fühle das eisig kalte Wasser aus der Dusche (danach ist man wach! :D)
Ich fühle die warme Sonne auf meiner Haut.
Ich fühle die Strömung des Meeres an meinen Beinen.
Ich fühle, dass gleich ein Gewitter aufzieht.
Ich fühle das Treibholz in meiner Hand.
Ich fühle die heiße Tasse Roibostee.
Ich fühle den Sand, der an mir klebt.

 Sonstiges

Diese Listen wachsen immer weiter und weiter. Vielleicht werde ich sie gelegentlich aktualisieren, aber ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal einen neuen Blogeintrag hochladen kann. Das Internet hier ist sehr langsam und nicht immer verfügbar, also kann ich nichts versprechen. Aber ich habe immer ein kleines Büchlein dabei, in das ich alles Wichtige reinschreibe, damit ich es euch später abtippen kann! :]

Pia und ich jedenfalls sind hier sehr glücklich. Gestern Abend haben wir hier unser erstes Essen gekocht – Bratkartoffeln und saftige Orangen als Nebenspeise. Da wir nur circa alle zwei Wochen einkaufen können, mussten wir allerhand schleppen – aber jetzt überschlagen sich schon unsere Kochideen und wir können es kaum erwarten, immer wieder die Küche  zu betreten.

(Pia)

Unsere Hütten sind sehr süß eingerichtet und haben ein Blechdach, das ziemlich laut ist, wenn der Wind an ihm rüttelt. Und wenn wir rausgehen, erwartet uns der atemberaubende Anblick des Meeres.
Es ist ziemlich frisch hier, da gerade Frühling in Südafrika ist. Aber der Sonnenschein macht alle kalten Winde wieder wett. Nur denke ich mir manchmal, dass ich ruhig mehr Pullover hätte mitnehmen können. ^_^




Morgen werden wir die Kirche besuchen und ein wenig beim Computerwerkeln helfen. Und dann ist auch schon Montag, unser erster Arbeitstag in Südafrika. Morgens um 8 beginnt die Preschool, bei der wir zuallererst mitarbeiten werden. Nachmittags ist dann die After-School dran, die wir vielleicht ein wenig mitgestalten dürfen.
Ich kann es kaum erwarten, die Welt hier nach und nach zu erkunden! Und ich hoffe, ich kann dir spannende Geschichten über sie erzählen.

Dein Julchen

2 Kommentare:

  1. Juuuuuuuuuulchen! *____*

    Schön, dass du gut angekommen bist! :) Sehr, sehr tolle Bilder und Eindrücke, die du uns hier zeigst. Ich bewundere deinen Mut, in so dermaßen weiter Fremde ein ganzes Jahr zu verbringen; ich weiß nicht, ob ich mich das trauen würde.

    Ich wünsche dir und Pia viel Glück und Erfolg in eurer ersten Zeit! Und in der darauf folgenden natürlich auch, aber bis dahin lesen wir uns sicher/hoffentlich hier noch mal. :)

    Alles Liebe! <3
    Alex

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    1. Aaaaaaaleeeex! *___*

      Ach Mensch, wie schön, dass es dir gefällt! Und da gibt es nichts zu bewundern, ich bin mir sicher, du könntest das auch. :] Ich denke, es klingt schwerer, als es letzendlich ist. Wobei, ich bin ja auch noch kein Jahr hier. xD
      Danke für deine Wünsche! Sicher schreiben/lesen wir uns noch, meine Liebe! <3

      Alles Liebe,
      Julchen

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